Mir ist ein Notstromaggregat zugelaufen 😀
Ein Bekannter rief mich kürzlich an und fragte, ob ich Verwendung für ein defektes Notstromaggregat haben würde.
“Holen musste es dir aber selber, bringen tu ich es dir nicht” klang nach einem sehr passablen Kaufpreis. Also Hingefahren und abgeholt das gute Stück. Zurück in der Werkstatt gleich unter die Lupe genommen.
Ein Notstromaggregat aus Chinesien, billigste Qualität, Baumarktware. Neupreis um die 250 Öchsle(Euro). Hinter dem ominösen Namen “MaxPower Gasoline Generator APG6800” verbirgt sich ein Gerät, welches jeder Kistenschubser auf eBay unter eigenem Namen und in Wunschfarbe unters Volk bringt. Im Baumarkt wird es dann unter den Labels “Güde”, “Einhell” und Co verkauft.
Aber was solls, nem geschenkten Gaul – schauste erst recht ins Maul!
Kurzer Test nachdem frisches Öl eingefüllt war: Geht nicht an. Da das Aggregat mit Ölmangelabschaltung beworben wird, und elektrische Anlagen in Zusammenarbeit mit Verbrennungsmotoren meistens nicht so funktionieren wie sollten, einfach alles abgesteckt, noch mal an Reversierstarter gezogen und wer sagts denn: Der Hobel läuft.
Interessanterweise aber nur mit geschlossener Chokeklappe. Der Leerlauf glich dem eines 40 Jahre alten Polenlasters. Wenn die Chokeklappe auch nur ansatzweise geschlossen wurde heulte das Motörchen auf wie die Turbine eines Phantomjets beim Alarmstart . Irgendwas stimmt da nicht so ganz.
Ist ja zum Glück weiß Gott nicht der erste Motor den ich zerlege, also schnell die Ratsche gezuckt und das Gerät bis auf die letzte Schraube zerlegt.
Der Motor ist ein Honda GX 200 Nachbau(Hier die Explosionszeichnung), der so exakt kopiert ist, das die originalen Ersatzteile passen und die Explosionszeichnungen auf den Bolzen genau stimmen. Nur dass das ganze Aggregat billiger ist als der GX 200 von Honda alleine 😀
Erste Feststellung: Da liegt ne Menge Zeug im Kurbelgehäuse, was da nicht hingehört.Ein Kabel, dutzende Plastikteile und die Rest von dem, was mal der Drehzahlregler war. Deswegen die miserable Laufruhe.
Weitere Feststellung: Die Nockenwelle samt Ritzel sind nicht wie beim Original aus Stahl, sondern Kunststoff. Auf die Stahl-Zylinderbuchse hat der Chinese auch verzichtet, stattdessen läuft Alu direkt auf Alu (wehe dem, der das Aggregat auch nur 2 Minuten ohne Öl betreibt). Auch die Kurbelwelle ist wohl in der Hinterhof Sandkastengießerei entstanden, so viele Einschlüsse die hat und wie sehr der Stumpf schon am rosten ist. Das der Konus nur auf den ersten 5mm überhaupt funktioniert ist da fast schon nicht der Rede wert.
Aber was solls, “war halt billich”. Bei eBay schnell die Ersatzteilpreise gecheckt und dann in England bestellt, da gab es den fehlenden Ölmangelschalter, Dichtsatz und Drehzahlregler für umgerechnet 35€.
Weil der Versand aber was länger dauert, erstmal dem Rest gewidmet: Wie kommt das Kabel ins Kurbelgehäuse, und was macht eigentlich diese kleine Box davor? Nach studieren der Schaltpläne von Honda stand fest: Da sitzt ein Trysistor drin, der den Reedschalter des Ölmangelschalters bedient.
Aber Moment mal, warum sind an den Klemmen keine Litzen zu sehen? Am Oszilloskop den Komponententest angeworfen, dran gehalten, keine Reaktion. Hää? Am Kabel auf der Suche nach Kupfer rumgezogen, bricht oben die vergossene Fläche auf:
Da ist ja gar nichts drin?!
Das erklärte auch plötzlich wie das Kabel ins Kurbelgehäuse kam, warum der Ölmangelschalter fehlte und was dem Drehzahlregler widerfahren ist. Der hat nämlich schlichtweg das Kabel gefressen, was funktionslos im KG endete. Gut das ich direkt nen richtigen Schalter mitbestellt hab.
Danach traute ich der fernöstlichen Elektrik keinen Millimeter mehr über den Weg. Also den Lötkolben ausgepackt und jede einzelne Verbindung zu bzw überhaupt verzinnt. Die Aderendhülsen konnte man teilweise einfach abziehen, dass es im Betrieb keine Kurzschlüsse gegeben hat, grenzt an ein Wunder.
Die absolute Härte stellten aber die drei “Sicherungsautomaten” Im Bedienfeld da. Sind nämlich keine. Sehen zwar so aus, klicken auch genau so, sind aber nur einfache Schalter mit Funkenlöscher. Finde ich jetzt schon mutig, so auf alle Sicherungen bei so einem Aggregat zu verzichten, aber was solls, brennt halt im schlimmsten Fall der Generator hat, kost ja nix.
Also auch neu machen.
Für alle Nörgler: In das Aggregat zu investieren ist sicherlich mehr als fragwürdig. Ich sehe und betreibe das aber mehr als Spaß an der Freude und wenn der Hobel für nen Fuffi wieder läuft, hat es sich sogar fast gelohnt 😀
Und das tut er. Er wird jetzt im dunkeln Heizungskeller sein Dasein fristen, 1x im Monat wird dann “angedieselt” um den Magnetismus aufrecht zu erhalten und den Motor durchzuorgeln.
Mission accomplished!